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Zeigt diese Darstellung auf der „Bernwards-Säule“ (um 1020) eine Blockflöte?
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Blockflötenconsort aus „Syntagma musicum“ von Michael Praetorius (1619)
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Flötenspieler um 1705, anonym, Quelle: www.recorderhomepage.net
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Die Blockflöte
Teil1: Mittelalter, Renaissance und Barock
Die Blockflöte gehört in unseren Tagen zu den
meistverbreitetsten Musikinstrumenten.
Immer noch oder schon wieder - ihre Beliebtheit scheint
nicht zu schwinden. Besonders im Bereich der sogenannten „Hausmusik".
Das kann zum einen durch ihre auf den ersten Blick scheinbar
einfache Handhabung zum anderen durch ihre preiswerte Anschaffung erklärt werden.
Dieser Umstand und eine historisch bedingte Entwicklung
Anfang des 20. Jahrhunderts - die die Blockflöte zum Wander- und Klasseninstrument
degradierte - nähren leider auch die Meinung, daß sie kein „richtiges"
Instrument sei.
Dabei ist vielen nicht bewußt, daß die so einfach scheindende
Blockflöte eine höchst interessante Entwicklung aufzuweisen hat und daß sie -
im Vergleich mit anderen heute gebräuchlichen Instrumenten - schon sehr alt
ist.
Älteste Abbildungen
Wie alt die Blockflöte ist, darüber herrscht
in Fachkreisen noch keine Einigung. Man kann sich bei der Forschung nur auf
die Auswertung von bildlichen Darstellungen (Ikonographie) oder auf
Instrumentenfunde stützen.
Eines der ältesten erhaltenen Instrumente ist ein Fundstück
aus Göttingen. Die Entstehung wird in die Zeit zwischen 1246 bis 1322 datiert. Leider
ist die Flöte beschädigt. Vielleicht erklärt das den Fundort - eine Latrine
(heute sagt man dazu Toilette).
Wo wurden solche Instrumente gespielt? Die
frühmittelalterliche Instrumentalmusik war vorwiegend Begleitmusik zu den
Darbietungen von Gauklern und Straßensängern - eben Spielmannsmusik. Es war nicht
üblich diese Musik aufzuschreiben. Sie wurde einfach gespielt und die Melodien
die von Spieler zu Spieler weitergegeben wurden, erfuhren dabei jedesmal eine
kleine Veränderung.
Die Renaissance
Die Renaissance ist die Zeit des einsetzenden steilen
Aufstiegs der Instrumentalmusik. Initiatoren dieser Entwicklung waren die Hof- und
Adelskapellen, die es so zahlreich gab, wie die dazugehörigen Kleinstaaten.
Es wurden Instrumente in zahlreichen Stimmlagen gebaut, vom
Hochdiskant bis zum Großbaß, was zur Entstehung von sogenannten Instrumentalchören
(Consorts) gleicher Tonfärbung führte.
Der Typ der sogenannten „Ganassi Flöte" mit einem größeren
Ambitus ermöglichte das solistische Spiel, daß es parallel zur Consortmusik auch
weiterhin noch gab.
Die Mitte des 16. Jahrhunderts wird als der Zenit der
Entwicklung des Blockflötenspiels bezeichnet. Was in Bezug auf die Vielfalt und
das Ansehen der Blockflöte als „richtiges" Instrument durchaus als zutreffend bezeichnet
werden kann.
Barock
Im barocken Orchester traten die Musikinstrumente immer
häufiger als obligate Solostimmen auf. Der Anspruch an das „Soloinstrument Blockflöte"
zog eine gravierende Überarbeitung der Blockflöte nach sich- man kann schon
fast von einer Neuentwicklung sprechen.
Das Instrument bestand nun aus drei Teilen und es wurden
Veränderungen an der Innenbohrung vorgenommen.
Georg Philipp Telemann - der selbst ein virtuoser
Blockflötenspieler gewesen sein soll, Georg Friedrich Händel, Antonio
Vivaldi, Henry Purcell, um nur die bekanntesten Vertreter der Komponisten
dieser Zeit zu nennen, schrieben für diesen Blockflötentyp zahlreiche Werke.
Zwar gab es noch Blockflötenconsorts aber der Zeitgeist
verlangte nach einer Veränderung der Ausdrucksmöglichkeiten.
Bahnbrechende Entwicklungen im Instrumentenbau vollzogen
sich. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Italien die Violinfamilie
komplettiert, ca. 50 Jahre später entwickelte Bartolomäo Cristofori in Florenz
das Pianoforte - ein Tasteninstrument, das dem Spieler ermöglichte durch die Stärke
des Fingeranschlags die Lautstärke des zu erzeugenden Tones zu beeinflussen. In
dem nach dem neuen Klangideal veränderten Orchester nahm die Querflöte den
Platz ein, den ehemals die Blockflöte innehatte.
Das war das scheinbare „Aus" für die Blockflöte als
„ernstzunehmendes" Instrument.
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